Heimflugversuch vom bayerischen Jugendvergleichsfliegen

Ein leerer Anhänger
Gute Stimmung bei den Verfolgern
Kritische Blicke
"Ja wo fliegt er denn?"
"Daaaa fliegt er!"
Anflug über die B279
Die Ka8 steht...
...und ich hab gerade noch Zeit, auszusteigen...
...als auch schon das Rückholgespann anrollt!
Die Ka8 mit der B279 im Hintergrund
Landefoto
Erst mal den ganzen Krempl raus!
Flugzeug abrüsten...
...mit Cumuli im Hintergrund, was gibts Schöneres?
Und schon steht die Ka8 am Hänger...
...und wird abtransportiert!

Oder: "…if you never try, you'll never know…"

Sonntag der 16.09.2007, Bischofsberg bei Mellrichstadt. Es war der letzte Tag des bayerischen Jugendvergleichsfliegens 2007 und ich war Teil der Begleitmannschaft um die Piloten Marcel und Michael.

Der ursprüngliche Plan hatte ja eigentlich ganz anders ausgesehen. Ich hatte mir vorgestellt, am Freitag vor dem Vergleichsfliegen den Versuch zu starten, unsere für den Wettbewerb benötigte Ka 8 auf dem Luftweg nach Mellrichstadt zu bewegen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen, und so waren wir bei schönstem Segelflugwetter mit dem Flugzeug auf dem Anhänger nach Mellrichstadt gefahren. Ob dieser Tatsache war ich leicht angefressen (was man mir bestimmt in keinster Weise angemerkt hat ;) ), aber es bestand zumindest ein Hoffnungsschimmer, dass es vielleicht mit dem Heimflug zum Ottenberg klappen würde. Daher hatte ich zumindest mal Logger, ICAO Karte und meine Papiere eingepackt.

Leider zeigt die Erfahrung, dass nach einem thermisch guten Tag in der Regel ein oder mehrere schlechte folgen. So schien es auch diesmal zu sein. Der strahlend blaue Himmel an diesem Sonntagmorgen gab auch im Vormittagsverlauf keiner Wolke eine Chance und mir wurde klar: die Chance vom Freitag ist weg und sie kommt so auch nicht wieder! Unter diesen Umständen blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Ich nutzte die Zeit, um Wetterinfos einzuholen. Maria Homberg half mir, zumindest an den aktuellen Segelflugwetterbericht zu kommen. Die Mellrichstädter hatten PC MET und eine uuuuunglaublich langsame Internetverbindung. Dafür funktionierte sie aber und hob sich mit dieser Eigenschaft bereits positiv von der unsrigen ab! Ich ließ mir noch einige nützliche Tipps geben, wo man am Bischofsberg am besten "hängen bleibt" und welche Strecken in meiner Richtung thermisch günstig sind.

Das Wetter überschlugt sich geradezu mit euphorischen Meldungen, wie "Warmluftzufuhr aus Südwest" und daher "nur schwache Blauthermik". Unterstützende Worte wie "Auwe, Warmluftzufuhr, na des kannst ja dann ganz vergessen, da kanns ja ka gscheide Thermik geben!" steigerten meine ohnehin schon angeschlagene Motivation ins Unermessliche. Langsam hatte ich auch keinen Bock mehr! Die einzige Chance war jetzt, dass der Wetterbericht nicht, oder zumindest nicht ganz Recht hatte (was ja durchaus öfter vorkommt!). Einen Start wollte ich wenigstens machen, aber nur nicht zu früh, denn würde ich mich nicht halten können, wäre die letzte Chance vertan. Ich wartete also geduldig bis nach der Siegerehrung. Währenddessen fand am Bischofsberg Flugbetrieb statt, aber keine Maschine blieb sonderlich lange weg.

Um kurz vor 2 Uhr hatte ich das Warten schließlich satt. Ich packte mein Zeug zusammen und organisierte mir einen Start. Da wir nur einen Funkscanner und keine vollwertige "Handquatsche" dabei hatten, machten wir für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich länger als 10 Minuten fliegen würde ein System zu Kommunikation zwischen Bodencrew und Flugzeug aus: Ich würde meine Informationen blind senden und die Rückholer würden sie mit dem Scanner empfangen. Dabei wollten wir zunächst die Mellrichstädter Frequenz 122.200 MHz verwenden (na, kommt euch diese Frequenz irgendwoher bekannt vor?), sollte ein längerer Flug daraus werden, wollten wir auf die Rückholfrequenz 123.400 MHz wechseln. Sollte mir die Bodenmannschaft irgendetwas mitteilen wollen, hatte ich mein Handy für SMS Empfang oder kurze Telefonate griffbereit.

Ziemlich genau um zwei Uhr schoss mich die Mellrichstädter Winde schwungvoll gen Himmel. Ich hielt kräftig gegen den "warmen Südwind" vor. Im Gegensatz zu den meisten anderen, die ich an diesem Tag beobachtet hatte, suchte ich nicht südlich, sondern, auf Zuraten von Maria, nördlich des Platzes nach dem "Hausbart" der Mellrichstädter. Der war aber irgendwie nicht da, wo er hingehörte. Es war aber durchaus Bewegung in der Luft, meistens jedoch abwärtsgerichtet. Da ich am fremden Fluggelände auch nicht zu weit nach unten kreisen wollte, flog ich wieder zurück in Richtung Platz. Das Vario schlug immer tiefer aus, ich war schon kurz davor, das Vorhaben aufzugeben, da entdeckte ich ziemlich genau in Startverlängerung einen hauchdünnen Wolkenfetzen. Schnell flog ich darauf zu und suchte etwas windaufwärts davon nach dem dazugehörigen Aufwind. Ein kräftiger Schubs von unten kündigte den Einflug in den Bart an, das Vario schnellte nach oben, und genauso flott auch wieder nach unten. Also rumdrehen und wieder zurück, irgendwo da muss das Teil ja stehen! Die ersten Kreise waren eine wilde Eierei, richtig zentriert bekam ich das Ding auch nicht und die fehlende Variokompensation war auch nicht unbedingt hilfreich. Unterm Strich schien es aber doch nach oben zu gehen, zumindest wenn man dem Höhenmesser Glauben schenkte. Überhaupt fiel mir gar nicht erst ein, mich über die ruppige und unkonstante Aufwindverteilung zu beschweren, war ich doch froh, dass da überhaupt irgendetwas war, und das war allemal besser, als nach fünf Minuten wieder am Boden zu stehen. Nachdem ich etwas Höhe gewonnen hatte, schien der Bart nicht mehr so recht zu mögen, die Wolke (oder vielmehr die Andeutung eines Wölkchens) hatte sich auch aufgelöst. Ich flog ein Stück nach Süden und traf nur gefühlte 500-1000 Meter weiter auf einen neuen Bart. Der war etwas pflegeleichter als der letzte und liefert nach einigem Hin und Her zumindest relativ konstant 0,5 - 1 m/s Steigen. In etwa 800 Meter über Platz war aber auch hier Schluss. Ich tastete nun den Bereich südlich des Platzes ab, weil ich herausfinden wollte, ob mit dem Wetter zumindest halbwegs etwas anzufangen sei. „Ottenberg, D-16 Position rechts zur 16“ klang es da plötzlich aus dem Funk. Ich stutzte einen Moment. Das war eindeutig die Stimme von Kurt. Ja logisch, die Mellrichstädter ham ja die gleiche Frequenz, wie wir und an diesem Tag gelang es den Funkwellen offensichtlich, die 150km vom Ottenberg bis zu uns zu überbrücken.

Für richtig überlandtauglich hielt ich das Wetter aber nicht. Im Gegenteil, ich war mir ziemlich sicher, dass jeder Versuch nach Hause zu kommen heute auf dem Acker enden würde. Das teilte ich auch meiner mittlerweile etwas ungeduldig gewordenen Bodencrew mit, als diese versuchte, sich via Mellrichstädter Funk über mein weiteres Vorhaben zu informieren.

Doch Marcel trieb mich an, es zumindest mal zu probieren: "Flieg halt nach Saal" klang es aus dem Funk. Naja, das könnte ich eigentlich wirklich machen, dachte ich. Die 15km müssten doch zu schaffen sein. Also drehte ich die Ka8 auf Südostkurs und gab meiner Rückholmannschaft Bescheid. Die weitere Kommunikation erfolgte nun über 123.400 MHz. Der Flugplatz Saal (eigentlich "Am Kreuzberg") war schnell ausgemacht, ich kannte ihn ja auch noch von vor drei Wochen, als dort das fränkische Jugendvergleichsfliegen stattfand. Auf halber Strecke gab ich blind meine Position durch (Für alle, die es nicht wissen: das bedeutet nicht, dass ich in diesem Augenblick nichts gesehen habe, sondern, dass eine Meldung gesendet wird, ohne dass derjenige, für den sie bestimmt ist die Möglichkeit hat darauf zu antworten). Wenige Sekunden später brummte mein Handy. "Meldung verstanden, sind unterwegs!" Alles klar! In Saal zeigte mein Höhenmesser über 1000 Meter (Bischofsberg Niveau, also über Grund etwas mehr). Immer noch keine besonders beruhigende Höhe für einen Überlandflug, aber ich hatte jetzt Lust weiterzufliegen. Ob ich jetzt in Saal landen würde, oder auf einem Acker war ja egal, der Flieger müsste so oder so abgerüstet werden. Das Ganze mit Funk/SMS zu klären war mir zu aufwendig, also rief ich Marcel schnell an. "Ja, klar flieg ruhig weiter" motivierte er mich. Vor mir lagen die Hassberge, eine thermisch hervorragende Strecke. Ich wusste zwar, dass das Rückholgespann die B279 nehmen würde, dennoch wollte ich versuchen ich, auf die Südseite der Hassberge zu kommen. Dort wären sicher bessere Bedingungen zu erwarten, über der höchsten Erhebung stand sogar die schönste Cumuluswolke, die man sich an so einem Tag wünschen kann. Als ich an den Hassbergen ankam, war meine Höhe aber schon auf 800m geschrumpft. Ich flog noch ein Stück in die Hassberge hinein, aber weit und breit war kein Steigen zu finden und um mich herum war nichts als Wald. Bei 600 m wurde mir die Sache dann zu heiß, und ich drehte um. Saal war mittlerweile ganz schön weit weg, aber da war ja noch der Flugplatz Bad Königshofen, der kurz vor Saal liegt. Ich steuerte ihn an und direkt über dem Flugplatz erwischte ich in gut 300m wieder schwaches Steigen. Ich gab (wieder blind) meine Position und Höhe durch, und dass es im Moment nicht so gut aussähe. Die Bestätigung wenige Sekunden später per SMS: "Verstanden! Wir ham uns verfahren" Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Eine K13 aus Bad Königshofen war in der Zwischenzeit in meinen Bart mit eingestiegen, ich konnte beide Piloten sehen, so nahe kreisten wir beieinander. Der Fluglehrer winkte zum Gruß und ich winkte zurück, in etwa 1100m verließ ich den Bart, beste Höhe bisher. Ich gab durch, dass ich nun von Bad Königshofen entlang der B279 weiterfliegen würde. Sollte ich außenlanden müssen, hätten meine Rückholer nicht so weit von der Strecke abfahren.

Weiter gings, aufgrund der wieder vorhandenen Höhe wieder etwas froher gestimmt flog ich wie versprochen die B279 entlang. Den suchenden Blick nach oben konnte man sich bei dem wolkenbefreiten Wetter sparen. Stattdessen versuche ich Kanten zu finden, die Quer zum Wind liegen und möglichst auch noch voll von der Sonne getroffen werden. Bei der aktuellen Windlage (Südwest) und der Tageszeit (Nachmittag) gab es einige kleine Erhebungen, die beide Bedingungen erfüllen. Schwieriger war es, herauszufinden, wo genau der Aufwind, wenn denn vorhanden,  in meiner Höhe ankäme. Trieb er genau mit dem Wind nordöstlich ab? Oder war das zu einfach, und die Trägheit der Luft (die ja aus den langsamer bewegten niedrigeren Luftschichten kommt) führte dazu, dass der Aufwind weniger geneigt wird, als es durch den normalen Windversatz eigentlich der Fall sein müsste? Wie stark variiert die Richtung des Windes mit der Höhe? Sind es nur die üblichen 30°, die man irgendwann einmal im Theorieunterricht gelernt hat, sind es weniger, oder gar mehr, so dass der Aufwind in einer Art Spirale aufsteigt. Alle diese Fragen konnte ich nicht beantworten, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mit flachen Kreisen einen größeren Bereich abzusuchen, in dem ich irgendwo den Aufwind (wenn denn da einer war) vermutete. Gleichzeitig musste ich aber auch ständig auf der Karte checken, wo ich mich gerade befand und vor allem aufpassen, dass ich die B279 nicht verliere. So kam es, dass ich mich etwa auf halber Strecke zwischen Bad Königshofen und einem Kaff namens Maroldsweisach (in der Nähe eines kleinen Weihers, der glücklicherweise in der ICAO Karte verzeichnet war) in nur noch gut 300m über Grund wieder fand. Ich hatte eben genau so einen Kantenbereich abgeflogen, aber der Aufwind war nicht zu finden gewesen. Nachdem ich knapp hundert Meter beim Absuchen des Bereiches verloren hatte, entschied ich mich weiterzufliegen, und zwar ein Stückchen südlich, dort gab es nämlich landbare Äcker und Wiesen. Wieder sendete ich meine Position ans Rückholteam und machte deutlich, dass der Flug hier bald zu Ende sein würde, wenn jetzt nicht bald ein Wunder geschähe. Schnell hatte ich mir  einen Acker ausgesucht, da erspähte ich nur wenige hundert Meter von mir entfernt einen kreisenden Bussard. Sofort steuerte ich die Stelle an, und tatsächlich, da gab es 1m/s Steigen. Ich bedankte mich recht herzlich bei dem Bussard (der Größe nach könnte es ein Jungvogel gewesen sein, wie sie um diese Jahreszeit vermehrt unterwegs sind), dann gab ich Meldung an die Rückholer: „Ich hab wieder was, Steigen 1-2m/s und ich hab die Bussarde gaaanz doll lieb!“ Der Bart, den der Vogel mir gezeigt hatte hob die Ka8 bis auf 900m, so dass ich vorsichtig weiterfliegen konnte. Die B279 machte einen Bogen durch ein Waldstück und dahinter lag Maroldsweisach, am nördlichen Ende eines kleinen Tales, in dem auch Ebern und der Flugplatz Ebern-Sendelbach liegen. Kurz vor Maroldsweisach erspähte ich ein Haus mit einer Menge Solarzellen auf dem Dach, das mir von der Hinfahrt (oder vielmehr den beiden Hinfahrten, denn auf dem Weg nach Saal sind wir auch dort vorbeigekommen) bekannt war. Ich war also auf dem richtigen Weg. Nach einer kurzen Positionsmeldung („bin kurz vor Maroldsweisach, das ist das Kaff hinter dem Haus mit den vielen Solarzellen am Dach“) entdeckte ich östlich und oberhalb der Ortschaft einen großen dunkel gefärbten Steinbruch. Dieser schien mir geeignet zum Ansammeln einer größeren Menge warmer Luft. Doch ähnlich, wie zuvor an dem kleinen Weiher gelang es mir nicht, den Aufwind zu finden. Wieder blieb nichts anderes übrig, als weiterzufliegen. Einige Windräder in der Gegend zeigten an, dass der Wind nun mehr aus Westen, als aus Süden kam. Das, und die zunehmend westliche Sonneneinstrahlung veranlassten mich, an der Ostkante des Tales entlang zu fliegen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn einige Minuten später hatte ich den ersten Bart gefunden, der der Ka8 mit knapp 2m/s beim Aufstieg behilflich war. Wieder auf komfortablere Höhe gestiegen gab ich erneut eine Positionsmeldung durch: „Bin hinter Maroldsweisach am Ostrand des Tales!“. Antwort per SMS: „Verstanden, wir ham dich in Sicht“. Obwohl mir bewusst war, dass mir die da unten nicht helfen konnten, fühlte ich mich von nun an nicht mehr ganz so allein.

Nächstes Etappenziel war Ebern, und der dahinter gelegene Flugplatz. Die Ostkante produzierte immer wieder Aufwinde, so dass ein relativ entspannter zügiger Vorflug möglich war. Jetzt wurden die Bärte vereinzelt sogar durch Cumuli markiert. Ein Stück hinter Ebern musste der Flugplatz liegen, doch es dauerte eine Weile, bis ich ihn gefunden hatte. Und das obwohl mir von der Herfahrt bekannt war, dass er direkt an der B279 liegt, und obwohl seit einiger Zeit eine Cessna, die mit Sicherheit aus Ebern kam, wieder und wieder an mir vorbeibrauste. Irgendwann hatte ich ihn dann doch gefunden. In einem relativ sicheren Bart rief ich Marcel noch mal kurz an, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Wir sind in Ebern am Flugplatz und machen Pause. Flieg weiter nach Friesen!“ Ja, auf die Friesener Warte würde ich schon gerne fliegen, zumal sich die Friesener mit ihrer Ka6 von Mellrichstadt aus heimschleppen hatten lassen. Da wäre es doch schön, ihnen zu beweisen, dass es auch ohne Motor geht! Also flog ich weiter und verließ schließlich den Anflugtrichter von Ebern wieder.

Im Osten konnte man in das Tal blicken, das nach Bad Staffelstein und Lichtenfels führt, im Süden waren bereits Bamberg und der Bamberger Flugplatz in Sicht. Dahinter lagen die fränkische Schweiz und die Friesener Warte. Das Problem war, dass da vorne die schöne Ostkante aufhörte und dahinter lagen jede Menge Weiher und sonstige Gewässer. Im benachbarten Maintal sah es wesentlich besser aus, sogar die ein oder andere Cumuluswolke war zu sehen. Ein Wechsel in dieses Tal hinüber hätte aber bedeutet, dass mich meine Verfolger wieder verloren hätten und so versuchte ich, die Weiher zu überbrücken. Eine letzte Cumuluswolke am Ende der Ostkante machte einen brauchbaren Eindruck. Dort wollte ich genug Höhe tanken, um das folgende thermisch schlechte Stück zu überwinden.

Unter der Wolke angekommen wa…….ja, wo war eigentlich die Wolke. Ein paar letzte Fetzen waren noch zu sehen, und das Variometer verhieß auch nichts Gutes. Meine noch vorhandenen angezeigten 400m schrumpften immer weiter, längst hatte ich auf der Talwestseite einige vernünftige Äcker ausgesucht. Alle stiegen leicht gegen den Wind (der jetzt fast nur noch aus West kam) an und waren auf den ersten Blick gewalzt. Außerdem war es möglich, mit fast dem selbem Anflug mehrere Äcker zu erreichen. Weitere Versuche, über dem nahe gelegenen Dorf noch einen Aufwind zu erwischen scheiterten, der Todeskampf der Ka8 ließ sich nicht mehr aufhalten. Fünf Meter Saufen überzeugten mich schließlich, den Flug an dieser Stelle zu beenden. Hatte ich zunächst einen besonders langen Acker ins Auge gefasst, entschied ich mich nun doch für einen etwas kürzeren Acker daneben, der mir eine glattere Oberfläche zu haben schien und außerdem gleich neben einer Ausfahrt der B279 lag, so dass die Stelle für meine Rückholer schnell erreichbar war. Ich flog eine normale Platzrunde und gab meine „Landemeldung“ an die Rückholer ab. Der Endanflug führte im letzten Stück genau über die B279, zuvor musste jedoch noch eine Baumgruppe überflogen werden. Kaum war ich darüber hinweg, wurde die Ka8 quergestellt und über die Straße hinweg auf den Acker herunter geslippt. Dass gerade in dem Moment, als ich die Straße überflog ein VW-Bus mit Anhänger, der auch noch genau für meinen Flieger passe, auf derselben entlangfuhr, kann man nur als Zufall bezeichnen. Ich ließ die Ka8 noch ein wenig fliegen, um möglichst nahe am gegenüberliegenden Weg zum stehen zu kommen. Natürlich setzte ich trotzdem zu früh auf und die Ka8 stand innerhalb weniger Meter. Ich hatte gerade noch Zeit meinem Flugzeug zu entsteigen und Arme und Beine ein wenig auszuschütteln, da kam auch schon das Rückholgespann angefahren. Sie hatten tatsächlich die Abzweigung genommen, die ich während meiner letzten Flugminuten erspäht hatte. Das war ein Timing! Hätten wir das so geplant gehabt, hätten wir es mit Sicherheit nicht hinbekommen.

Ich wurde nun lautstark begrüßt. Die ganze Mannschaft machte den Eindruck, als hätte ihr das Ganze mindestens genauso viel Spaß gemacht, wie mir. Das Abrüsten ging dem eingespielten Team schnell von der Hand, so dass höchstens eine halbe Stunde später bereits alle Spuren beseitigt waren. Sollte jemand aufgrund des offensichtlich recht spektakulären Anfluges (den Regina auf Bild festhalten konnte) die Polizei gerufen haben, weil da "ein Flugzeug auf dem Acker abgestürzt ist", wird er vermutlich nun für verrückt erklärt.

Ich jedenfalls genoss nun den Rest der Fahrt die Vorzüge einer Klimaanlage und diverse Snacks und Getränke, die mir nun angeboten wurde. Der "Aufschlagpunkt" lag ca. 70 km vom Startplatz entfernt, die OLC - Wertungsdistanz ergab sogar knapp 80 km. Dadurch war ich der erste erfolgreiche Teilnehmer der Holze - Cups und bin nun stolzer Besitzer eines eigenen kleinen Federseglers. Alles in allem war das Ganze eine sehr lustige Aktion, die gezeigt hat, dass man auch bei schwachen Wetterlagen ein paar Kilometer schaffen kann. "But if you never try, you'll never know...!"


Sebastian

Hier gibts den Flug bei der OLC zu sehen, weitere Bilder von Außenlandungen gibts in unserer Galerie!