Die Wasserkuppe

Zentrum dieser Entwicklung war die Wasserkuppe, der höchste Berg der Rhön. Schon im Jahr 1912 (also vor dem 1. Weltkrieg) war dort der erste inoffizielle Streckenflugrekord im motorlosen Flug aufgestellt worden. Flugstrecke: 840m! In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wurden immer mehr Gleitflüge auf der Wasserkuppe durchgeführt.

Ab dem Jahr 1920 fanden dort auch Wettbewerbe, die so genannten „Rhönwettbewerbe“ statt. Diese Wettbewerbe waren eine Arte Barometer für den aktuellen Stand der Technik und ermöglichten die Flugleistungen verschiedener Konstruktionen miteinander zu vergleichen. Im Jahre 1920 folg Wolfgang Klemper bei während des Rhönwettbewerbes über eine Entfernung von 1830m in einer Flugzeit von 2 Minuten und 22 Sekunden. Zwei Jahre später gelangen dann die ersten Stundenflüge im Hangaufwind an der Wasserkuppe.

Was vormals Hängegleiter waren, entwickelte sich nun mehr und mehr zu Segelflugzeugen. Die revolutionärsten Konstruktionen waren der „Vampyr“ (1921), der erstmals eine verdrehsteife Torsionsnase besaß und der „Konsul“ (1923). Beim Konsul war durch die Torsionsnase erstmals eine größere Flügelstreckung möglich, was schon zu erstaunlich guten Flugleistungen führte.

Aber auch bei der Flugdauer jagte ein Rekord den anderen:

Bereits 1922 gelang es Arthur Martens mit dem „Vampyr“ über eine Stunde im Hangaufwind an der Wasserkuppe zu segeln, Ferdinant Schultz schaffte 1924 mit dem „Besestiel“ sogar 8 Sunden und 42 Minuten. Außerdem hatte man den Start mit dem Gummiseil entdeckt, der das Abheben auch mit schwereren Konstruktionen ermöglichte. Bis dahin war als Auftriebsquelle für den Segelflug aber nur der Hangaufwind bekannt. Streckenflüge von den Hängen weg waren noch nicht geglückt.

Es gab zwar Gerüchte, dass über dem flachen Land „kaminartige“ Aufwinde existierten, die von den Vögeln genutzt wurden, man war aber gemeinhin der Ansicht, dass es nicht möglich war, sich mit einem Segelflugzeug in engen Kreisen durch einen solchen Aufwind „hochziehen“ zu lassen.