DG 500 auf Wanderschaft

Auf dem Flugplatz Füssen
Neuschwanstein
Der Achensee
Über dem Großvenediger
Flugplatz Mauterndorf

In unserem Verein gibt es eine DG500M im Verein, und manch Einer hat schon daran gedacht mit diesem doppelsitzigen 22m Segler mit Klappmotor auf Wandersegelflug zu gehen. Nun hat sich im August 2003 eine 7 tägige Reise ergeben.

Wir haben unsere Checklisten für die ganzen Reiseutensilien Punkt für Punkt abgearbeitet und alles in den Flieger verladen. Recht üppig ist das Platzangebot für Reisegepäck nicht, aber die wichtigsten Dinge konnten wir vor, hinter, neben und unter uns verstauen.

So ausgerüstet, noch einmal vollgetankt und mit einem Liter Zweitaktöl als Vorrat starteten wir am Samstag den 9. August 2003 um 13 Uhr am Ottenberg, und hatten schon nach 5 Minuten Motorlaufzeit über Neumarkt den ersten Blaubart. Es entwickelten sich dann auf dem Weg nach Eichstätt Kumuluswolken, die wir natürlich sofort zum Höhengewinn verwendeten. Aber, nach Eichstätt war Schluss mit lustig, und in Richtung Süden war es nur noch blau. Wir kämpften uns voran über den Stillberghof, westlich an Augsburg vorbei, über Bad Wörishofen und Kaufbeuren. Das Gelände des Voralpenlandes war inzwischen so weit angestiegen, dass die vom Höhenmesser angezeigte Höhe über diesem Gelände nicht mehr viel Wert war. Einige Kilometer vor Kempten genehmigten wir uns deshalb nochmals 5 Minuten Motorlaufzeit und erreichten damit unser Ziel in ausreichender Höhe, so dass wir einen ordentlichen Landeanflug machen konnten. Nach 4 Stunden und 16 Minuten waren wir wieder am Boden. Wir verzurrten unseren Flieger, gingen zum Turm, und die nette Dame besorgte uns ein Quartier mit Gasthaus, das zu Fuß erreichbar war. Bewaffnet mit unserem spärlichen Gepäck im Stoffbeutel sind wir dort eingezogen und haben das Abendessen genossen.

Der Sonntag bescherte uns Sonnenschein und ein gutes Frühstück. Am Flugplatz gab es Wetterinfo von PC-Met, Diskussionen mit anderen Segelfliegern, und das Studium der Karten. So starteten wir gegen Mittag, suchten die noch spärlichen Bärte und flogen dann einfach den schönsten erreichbaren Wolken nach kreuz und quer durch die Berge. Es waren dies die Allgäuer Alpen, die Lechtaler Alpen, Samnaun Gruppe, Mieminger Kette, Wettersteingebirge mit Zugspitze, Ammergauer Alpen bis zum Walchensee. Die Landung erfolgte dann gar nicht weit weg vom Startort, nämlich in Füssen. Beim Verzurren unserer DG500 stellten wir fest, dass das linke Flügelrad fehlte. Wahrscheinlich verloren wir es beim Start in Kempten. Ab jetzt hieß es: Rollen immer nur mit dem rechten Rad am Boden. Eine Fliegerfrau besorgte uns Zimmer mitten in der Altstadt und fuhr uns auch dorthin. Als erstes wurde die verschwitzte Wäsche gewaschen, dann wir selbst, und auch der Magen machte sich wieder bemerkbar. Auf der Suche nach Essbarem gerieten wir in ein Fest mit Buden, Bier und Blasmusik, und wir harrten aus bis zum Ende.

Der nächste Tag (Montag) erforderte einen 35 minütigen Fußmarsch zum Flugplatz. Die Diskussion bescherte uns als Tagesziel Zell am See. Der Weg führte wieder über die Zugspitze, Mieminger, im Karwendel an Innsbruck vorbei, Rofangebirge, Übersetzen zum Gerlos Pass, zum Großvenediger, zum Großglockner, zu den hohen Tauern und dann zurück zur Landung in Zell am See. Die Türmerin Barbara ließ es sich nicht nehmen uns mit Getränken zu versorgen und fuhr uns auch noch zu unserem Gasthof mitten in Zell.

Am Dienstag brachte uns dann der Fahrer vom Gasthof wieder zum Flugplatz. Dort nutzten wir die günstige Gelegenheit zum Tanken. Wir studierten die verfügbaren Wetterunterlagen, sprachen mit verschiedenen Piloten, und fassten den Flugplatz Mauterndorf ins Auge. Über der Mittelstation der Schmittenhöhe gab es den ersten Bart. Wir querten das Fuscheltal, das Rauristal, das Gasteinertal und stiegen über die hohen Tauern in den Lungau. Nun war Mautendorf schon zu sehen, aber zum Landen war es viel zu früh. So erkundeten wir noch die niederen Tauern schauten uns den Eingang des Tauerntunnels von beiden Seiten an, und dann erst war es Zeit zum Landen. Der Flugplatz liegt auf über 1000m MSL und ist nur 800m lang. Aber, nachdem dort mit einer Dimona Twin-Astire geschleppt wurden machten wir uns für den Wiederstart keine Gedanken. Die Betriebsleiterin besorgte uns ein Privatquartier ganz nah beim Flugplatz, und wir vollführten die gewohnte Prozedur mit Wäsche Waschen, Duschen, Abendessen. Die Nacht war wunderbar ruhig, kühl und erholsam.

Beim Start am Mittwoch merkten wir dann, dass der Motor in 1000m Höhe doch nicht so viel Leistung bringt, aber es hat gereicht. In den niederen Tauern holten wir uns Höhe, sind dann vom Mur-Tal in das nördlich gelegene Enns-Tal gewechselt, vorbei an Niederöblarn und Aigen in die Eisenerzer Alpen, weiter zum Hochschwab und nach Lanzen Turnau. Dort holten wir uns wieder 3000m Höhe und flogen weiter über Mürzzuschlag und den Semmering nach Wiener Neustadt. Die Asphaltbahn ist dort lang und breit, aber eine DG500 mit 22Metern ist noch breiter. Wir mussten trickreich außermittig landen und rollen, um nicht die beiderseits angebrachten auf Stiele gestellten Lampen umzumähen. Per "Follow Me" rollten wir dann zu unserem Abstellplatz fast am anderen Ende. Wir bekamen Zimmer in einer teueren Fitness Anlage, die uns nicht die ersehnte Nachtruhe bescherte, denn bei geschlossenem Fenster kam man vor Hitze um, und bei geöffnetem Fenster konnte man vor lauter Straßenlärm nicht schlafen.

Am Donnerstag hatten wir schon wieder die Heimat im Visier. Wir flogen mit nordwestlichem Kurs an die Donau, nördlich an Linz vorbei bis fast an die deutsche Grenze nach Schärding. Vor Linz verließ uns die Thermik, und wir mussten erstmals auf Strecke eine dreiviertel Stunde lang den Motor laufen lassen. Der Flugplatz Schärding hat eine Gaststätte, und direkt am Platz die "Villa Fürchterlich" als spartanisches Nachtquartier. Wir versprachen uns ruhigen Schlaf und haben uns sofort einquartiert. Es sollte Regen geben, deshalb wurde die DG500 erstmals mit der mitgeführten Zusatzplane geschützt.

Nachts war dann tatsächlich ein Gewitter durchgezogen. Am Freitag Morgen sah der Himmel noch sehr trüb aus, eine niedrige Wolkendecke verurteilte uns zum Warten. Die Versuche eine Wetterprognose aus dem Computer zu bekommen verkürzten die Wartezeit, und das Wetter wurde tatsächlich etwas besser. Außerdem sahen wir das Spektakel wie eine Dimona zum Bannerschlepp anflog und nach dem zweiten Versuch mit Banner in Richtung Passau verschwand. Wir tankten noch einmal preiswerten österreichischen Treibstoff entfernten das Wasser aus den Klappenkästen und starteten dann gegen 14 Uhr. In Deutschland, südlich von Passau, gab es die erste halbwegs brauchbare Thermik, so dass wir nordwärts in den Bayerischen Wald einfliegen konnten. Der Bayerwald bescherte uns Wolkenthermik bis an sein nordwestliches Ende. Bis Regenstauf gab es noch etwas Blauthermik, und dann war es nur noch blau ohne jeden Aufwind. Die Höhe reichte jedoch bis kurz vor Günching, wo der Motor uns nochmals 3 Minuten helfen musste. Dann hatte der Ottenberg uns wieder.

Wir waren 7 Tage unterwegs, machten 7 Flüge mit etwa 30 Stunden Gesamtflugzeit, wobei der Motor etwa 2,5 Stunden nötig war. Die höchste erreichte Höhe lag bei 4000m MSL. Überall wurden wir freundlich empfangen, wir bekamen alle Hilfe die wir brauchten, und hatten eine ereignisreiche, wundervolle Woche Wandersegelflug.

Dieter Heining und Volker Horn